Tiergestützte Therapie
Tiergestützte Therapie allgemein und Therapeutisches Reiten im speziellen ist ein gern genutztes Therapieangebot. Der Umgang mit dem Pferd unterstützt und fördert Wahrnehmung, Motorik sowie die psychosozialen und emotionalen Kompetenzen der Klienten. Das Projekt bietet Menschen jeden Alters mit körperlichen, geistigen oder seelischen Einschränkungen Teilhabe und Entwicklungsmöglichkeiten durch den Umgang und die Therapie auf und mit dem Hund und Pferd. Hunde und Pferde haben einen Aufforderungscharakter und motivieren, sich auch mit schwierigen Aufgaben auseinanderzusetzen.
Im ganzheitlichen Konzept wird jeder Mensch dort abgeholt, wo er steht. Was bedeutet, im Einzelfall werden die Aufgabenstellungen auf die jeweiligen Fähig- und Fertigkeiten angepasst. So können Menschen mit Handicaps auf psychischen, sozialen und körperlichen Ebenen in einem besonderen Setting ihre Kompetenzen erweitern und neue Erfahrungen sammeln.
Der Hund
Besonders Hunde haben einen unmittelbaren Zugang zur Gefühlswelt, auch bei Menschen mit Autismus. Sie lassen sich als Rudeltier gern auf eine Beziehung zum Menschen ein und durch ihre unvoreingenommene und positive Einstellung zum Gegenüber vermitteln sie Wertschätzung, Nähe und Akzeptanz.
Die sprach- und wertfreie Kommunikation verhilft oft zu Einsichten und dadurch auch zu Verhaltensverbesserungen. Hunde haben keine Erwartungen an den Menschen, sie spiegeln häufig das Verhalten ihres Gegenübers, sodass dieser an den Reaktionen erkennen kann, ob sein Verhalten akzeptabel war und verstanden worden ist. Hier werden dann Geduld und Ausdauer sichtbar gemacht, da der Hund dann das gewünschte Verhalten zeigt.
Das Pferd
Pferde sind sehr sensibel, gleichzeitig beeindrucken sie durch ihre Größe und ihre Ausstrahlung. Sie sind so kräftig, dass sie uns tragen können, ihr Schritt entspricht dem Tempo unseres Herzschlags. Pferde reagieren sehr feinfühlig auf Körpersprache, wir wachsen auf ihrem Rücken „über uns hinaus“. Wenn wir sie lenken und ihr Verhalten beeinflussen können, gibt uns das ein Gefühl von Größe und Stärke.
In der Tiergestützten Therapie prägen Respekt und Würde sowie Emotionen und Bedürfnisse die Interaktion.
Diagnosen
- Antriebsstörungen
- Apoplex (Schlaganfall)
- Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS/ADHS)
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Autismus
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Burnout
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Cerebralparese
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Demenzen unterschiedlicher Genese
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Depression
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Dyskalkulie/Rechenschwäche
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Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen (z.B. beim Fahrradfahren, Schaukeln und Klettern)
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Legasthenie/ Lese-Rechtschreib-Schwäche
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Läsionen peripherer Nerven
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Morbus Parkinson
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Multiple Sklerose (MS)
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Neuropathien unterschiedlicher Genese
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Probleme der Geschicklichkeit
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Psychotische, neurotische und psychosomatische Störungen
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Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter
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Persönlichkeitsstörungen
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Unklare Händigkeit (Rechts- oder Linkshänder)
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Rückenmarksläsionen
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Schwierigkeiten in der Fein- und Grobmotorik
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Schwierigkeiten bei Konzentration und Aufmerksamkeit
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Tic-Störungen, Tourette-Syndrom
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Teilleistungsstörungen
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Schädelhirntrauma
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Tumore
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Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Kommunikationsprobleme, niedrige Frustrationstoleranz, Aggressionen etc.)
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Wahrnehmungsstörungen
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Hirnorganisches Psychosyndrom
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u.a.
Ziele
- Stärkung des Selbstbewusstsein
- Maximale Selbstständigkeit im Alltag
- Steigerung von Aufmerksamkeit, Konzentration und Durchhaltevermögen
- Förderung Sozial-emotionale Kompetenzen
- Verbesserung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Wieder erlernen von verloren gegangen Fähig- und Fertigkeiten
Behandlungsverfahren
Ablauf einer Therapiestunde mit Pferd
Der erste Teil der Stunde besteht daraus, den Klienten mit dem „Medium Tier“ bekannt zu machen und das Tier mit dem Klienten. Hier kommt es auf eine vorsichtige und sensible Umgangsweise an, selbstverständlich muss abgeklärt sein, ob Allergien und Ängste vorhanden sind.
Streicheln, bürsten oder füttern sind feste Bestandteile der Annäherung. Bei dieser Therapieeinheit können auch die Eltern aktiv mitwirken, indem sie das Kind begleiten oder ihm Sicherheit geben, wenn dies gewünscht oder wichtig ist.
Dann wird das Pferd gesattelt (idealerweise mit dem Klienten gemeinsam), auch hier geschieht eine vorsichtige und kleinschrittige Annäherung.
Zuerst bleibt das Pferd stehen und der Klient wird mit den verschiedenen Körperteilen vertraut gemacht.“Wo sind die Ohren vom Pferd..wo die Hufe, wo der Schweif“
Dann wird der Klient darauf vorbereitet, auf zu steigen. Dies kann nur mit verbaler oder non-verbaler Einwilligung des Klienten geschehen. Sollte der Klient nicht aufsteigen wollen, kann erst einmal neben dem Pferd gegangen werden, dann kann der Klient das Pferd führen. Einige Übungen können gut vom Boden aus gemacht werden, hier kann der Klient lernen, das Pferd korrekt zu führen, es zu beobachten und seine Wünsche non-verbal deutlich zu machen.
Steigt der Klient auf, so bleibt ein Mitarbeiter am Kopf des Pferdes, ein Mitarbeiter hilft beim aufsteigen. Zuerst bleibt das Pferd wieder stehen und der Klient wird wiederum auf die verschiedenen Körperteilen hingewiesen.“Wo sind die Ohren vom Pferd..wo die Hufe, wo der Schweif“. Die Begleitperson kann helfen, den Klienten zu sichern.
Dann fragt der Therapeut, ob das Pferd los gehen kann. Signalisiert der Klient sein Einverständnis, so geht das Pferd im Schritt vorwärts. Es wird immer wieder angehalten, um mit dem Klienten Kontakt aufzunehmen und ihm deutlich zu machen, dass alles nur mit seinem Einverständnis passiert. Ist der Klient sicherer auf dem Pferd, kann angefangen werden, kleine Übungen zur Schulung des Gleichgewichtes, zur Lenkung des Pferdes und zur Selbständigkeit des Klienten anzuleiten. Im Rahmen der Sensorischen Integrationstherapie wird genau darauf geachtet, dass der Klient Freude oder zumindest Neutralität signalisiert.
Das Ende der Therapieeinheit wird signalisiert, der Klient steigt ab, er kann beim Absatteln helfen, das Pferd noch bürsten oder streicheln, Möhren, Äpfel oder Leckerchen geben und auf die Wiese oder in den Stall zurück bringen.